Niemand darf seine Wurzeln vergessen – sie sind der Ursprung des Lebens.
Fellini
Textauszug der Eröffnungsrede zur Ausstellung im Rahel-Varnhagen-Kolleg Hagen
,,Wir Zentraleuropäer haben die Welt gemäß unserem Appetit und unseren Ängsten geordnet und können in der Regel nicht begreifen, was es für einen Ausländer bedeutet, seinen oft illegalen Weg zu unseren Ufern zu nehmen, nach vielen Opfern……bevor der Krieg, an dem Europäer nicht unschuldig sind dort einzog. … Von seiner natürlichen Umgebung entfernt zu sein heißt, dass einem vorenthalten wird, jemals wieder vollständig zu funktionieren und instinktiv dort hineinzupassen. Keine andere Umgebung kann das Gemeinsame und Unhinterfragte und daher heimische Gefühl der Zugehörigkeit ersetzen…. Schließlich sprichst du alle Sprachen mit einem Akzent, selbst die entfernte aus deiner Kindheit, die du dir für Äußerungen der Liebe und der Wut aufbewahrt hast. Ja, Exil ist eine schwierige Kunst, wie Nazim Hiket angedeutet hat, fremde Treppen hinauf- und hinuntersteigen. … Das Faszinierende an dieser Werkschau: Kerstin Hesse bietet diesen Menschen über die Gespräche, über die sich daraus entwickelnden Bilder und über deren kluge Verkoppelungen mit Motiven aus ihrer Herkunft, die Chance sie in ihrer Bewegung (von dort zum jetzt) abzubilden. Vielleicht ein Stück prekäre Identität, welche das Vergangene integriert, die Herkunft, die Heimat aufnimmt, zu finden. Für sie wie für uns.“
Dr. Bernhard Kühmel 2018